STRUKTUREN

Donnerstag, 28. September 2006

hard facts.....

ich möchte mit meinem beitrag hier an einen beitrag von sprachspieler zum thema SOFT SKILLS anlehnen.

der begriff 'soft skills' ersetzt mittlerweile den in in 70er jahren von DIETER MERTENS geprägten begriff der 'SCHLÜSSELQUALIFIKATIONEN'.

dahinter steckte bereits 1974 die einschätzung, dass "Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhaltes...in entwickelten Wirtschaften im kommenden Jahrhundert nur weniger als 10 % der Lebenszeit einnehmen wird."

"Gerade der außerordentlich hohe Grad von Arbeitsteilung, der in modernen Wirtschaften erreicht ist, und der rasche Wandel von Arbeitsplatzverhältnissen verbieten es, berufliche Bildung unmittelbar auf gegebene Arbeitsplätze auszurichten – sie wäre jeweils nur für wenige einander ähnliche Arbeitsplätze verwendbar und ihr Inhalt so raschem Wandel unterworfen, daß Curriculum-Reformen immer hinter der Wirklichkeit zurückbleiben müßten.....Das Tempo des Veraltens von Bildungsinhalten ist vermutlich um so größer, je enger sie an die Praxis von Arbeitsverrichtungen gebunden werden. Bildungsinhalte höheren Abstraktionsgrades veralten langsamer und sichern besser vor Fehlleitungen durch Fehlprognosen. Ihnen kommt deshalb in modernen Gesellschaften besondere Bedeutung zu......
Angesichts des raschen Veraltens von Bildungsinhalten bedarf die Erwachsenenbildung besonderer Beachtung und stärkerer Akzentuierung (Education permanente)......."


Kataloge von Schlüsselqualifikationen enthalten etwa folgende Kategorien:

Förderung der Fähigkeit zu lebenslangem Lernen und zum Wechsel sozialer Rollen, Distanzierung durch Theoretisierung,
Kreativität,
Relativierung,
Verknüpfung von Theorie und Praxis,
Technikverständnis,
Interessenanalyse,
gesellschaftswissenschaftliches Grundverständnis;
Planungsfähigkeit;
Befähigung zur Kommunikation,
Dekodierungsfähigkeit;
Fähigkeit hinzuzulernen,
Zeit und Mittel einzuteilen,
sich Ziele zu setzen,
Fähigkeit zur Zusammenarbeit, zur Ausdauer, zur Konzentration, zur Genauigkeit, zur rationalen Austragung von Konflikten, zur Mitverantwortung, zur Verminderung von Entfremdung,
Leistungsfreude.

diesen 'weichen kompetenzen' kommt man nur mit einem erweiterten 'lernbegriff' entgegen. dieser wiederum würde es erfordern, dass "neben der fachlichen und methodischen auch die personale und soziale dimension des lernens gehören. ziel ist die entwicklung von handlungskompetenz, die fach-, methoden-, personale und soziale kompetenzen umfasst.

Soziale Kompetenzen und demokratische Schule:"Die Förderung sozialer Kompetenzen und demokratischer Werte orientiere sich dabei an den geltenden Menschenrechten und Kinderrechten. Edelstein warnte: In Frankreich könne man beispielhaft sehen, was eine desintegrierte Gesellschaft bedeutet, z. B. wenn sie sich von ihrem Anspruch entfernt, Minderheiten zu integrieren. Schule sei hingegen per se ein Integrationsort. "Schule nimmt alle auf", erinnerte er. Deshalb müsse Schule ein Ort der demokratischen Teilhabe sein, der die Übertragung von Verantwortung, die Erprobung von Führung oder die Duldung von begründetem Widerspruch zulasse. Ein Raum der Anerkennung und Inklusion."

es ist bedauerlich, dass von der notwendigkeit einer umfassenden vermittlung solcher 'qualifikationen' in der praxis doch häufig nicht mehr als der zum handwerklich-technischen mutierte teil des 'soft skills'-begriff übrig geblieben ist. umfassende bildung kostet eben mehr geld als kurzfristige 'qualifizierung' - v.a.d. wenn der arbeitsmarkt nach immer besser ausgebildeten arbeitskräften verlangt und damit immer mehr gering qualifizierte und benachteiligte menschen (nicht nur jugendliche) aus dem arbeitsmarkt rausfallen oder gar nicht mehr integriert werden.

Günter Thoma (aus politk und zeitgeschichte):
"Gering qualifizierte und benachteiligte Jugendliche in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren erfordert besondere Anstrengungen, da dies aus folgenden Gründen immer schwieriger wird:

- Einfache Tätigkeiten fallen der Rationalisierung am stärksten zum Opfer, so dass die Zahl der Stellen für ungelernte Arbeitskräfte stetig abnimmt.
- Geringqualifizierte werden auf dem Arbeitsmarkt von den besser Qualifizierten verdrängt.
- Geringqualifizierte haben genau das nicht, was die meisten Jobs voraussetzen: höhere Bildungsabschlüsse. Sie sind damit von vorneherein von der Mehrheit der Stellen ausgeschlossen.

Nicht selten kommen erschwerende soziale und persönliche Umstände hinzu, wie Erziehungsdefizite und familiäre Probleme. Mehr noch: Wie die Ergebnisse der PISA-Studie zeigen, werden Schüler mit einem schwierigen familiären Hintergrund nicht etwa besonders gefördert, um die Defizite wettmachen zu können. Das Gegenteil ist der Fall."


"Nach einem rechnerischen Vergleich des Arbeitskräftebedarfs von Staat und Wirtschaft mit dem Arbeitskräfteangebot müsste sich in den nächsten Jahren der Sockel an Arbeitslosen verringern und ab 2015 auflösen", so zumindest beschreibt es die Bund-Länder-Kommission in Heft 104.

ein paar zeilen weiter, heisst es aber auch: "Tatsächlich wird dieses Ergebnis so nicht eintreten, weil eine vollständige Übereinstimmung der angebotenen und der nachgefragten Qualifikationen kaum jemals zu erreichen ist."

der trend "zur Höherqualifizierung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Dies gilt für Hochschulabsolventinnen und -absolventen wie für Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung."

aus der mitte der 80er jahre stammt folgendes szenario, das KLAUS HAEFNER auf die auswirkungen der informationsgesellschaft hin zugespitzt hat und in der die knallharte einteilung von beschäftigten in AUTONOME, SUBSTITUIERBARE und UNBERECHENBARE vorgenommen wird. sorgen wir dafür, dass es nicht wahr wird!

Mittwoch, 19. Juli 2006

Unter Barbaren...

THEODOR FONTANE schrieb im Stechlin "Unser ganzer Gesellschaftszustand, der sich wunder wie hoch dünkt, ist mehr oder weniger Barbarei...".
Kindern und Jugendlichen versucht man 'zivilisiertes Verhalten' beizubringen. In der Politik, aktuell auf die vollkommen überzogenen und unangemessenen Bombardements Israels gegen den Libanon bezogen und ohne die Angriffe der Hisbollah beschönigen zu wollen, fehlt jede Spur davon. Ja, ich bin wütend. Nur, ich weiss nicht wohin, damit. Es scheint mir unerträglich, was sich im Nahen Osten abspielt. Mehr als das. Die abwartende Haltung der internationalen Diplomatie, allen voran das Verhalten des selbsternannten obersten Weltpolizisten 'Bush' und seiner Crew, sind alles andere als positive Beispiele einer Konfliktlösung. Und auch die offizielle Stellungnahme der Bundesregierung, die derzeit noch keine Entscheidung über eine Beteiligung deutscher Soldaten an einer internationalen Friedenstruppe für den Nahen Osten fällen will, ist mehr als zynisch, solange Land und Leute systematisch zerstört werden. "Nach ausführlichen Beratungen verständigte sich das Bundeskabinett aber auf den Kurs, gemeinsam mit anderen Staaten eine Befriedung über die Vereinten Nationen zu versuchen.", war dpa-Meldungen zu entnehmen. Super, einer wartet auf den anderen, während weit mehr als eine halbe Million Menschen (nicht nur Libanesen) in ihrer Heimat einen sicheren Zufluchtsort suchen und israelische Bodentruppen in der gestrigen Nacht in das libanesischen Grenzgebiet vordrangen. Noch ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Waffenstillstand, heisst es allenthalben. Hallo, wo leben wir eigentlich?

"STOP THE WAR NOW"

"On Sunday (16.7.06), the fifth day of the war, the largest demonstration yet against it took place in Tel-Aviv. More than 600 people came to protest against the war, which is still very popular amongst most Israelis."

Auf der Homepage von URI AVNERY, der 1993 die israelische Friedensinitiative 'GUSH SHALOM' mitgegründet und 2001 den Alternativen Nobelpreis erhalten hat, finden sich verschiedene Stellungnahmen israelischer AktivistInnen zur Situation in Nahost.

Auf der Homepage von HAGALIL fand ich folgenden Absatz:

"Anders als die USA und Deutschland übte die EU sehr scharfe Kritik an Israel. Finnland, der amtierende Präsident, veröffentlichte im Namen der 25 Mitgliedstaaten eine Erklärung, in der es hieß: 'Die EU ist über die unproportionale Gewaltanwendung gegen den Libanon, den Tod von Zivilisten und die bedauerliche Zerstörung von Infrastrukturen sehr besorgt'. Gleichzeitig rief Finnland zur sofortigen und bedingungslosen Freilassung der entführten Soldaten auf.Trotz der wesentlichen Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten, nahm Frankreich gestern eine sehr scharfe Haltung gegen Israel ein: 'Es ist klar, dass wir die kriegerische und unproportionale Aktion verurteilen', sagte AM Douste-Blazy, der sich ganz besonders über die Bombardierung und Schließung des Flughafens von Beirut aufregte. Auch Italien veröffentlichte eine scharfe Reaktion, die zwar auch den Angriff der Hisbollah verurteilte, jedoch betonte, die israelische Reaktion sei 'übertrieben und gefährlich'. Das russische Außenministerium veröffentlichte eine Verurteilung aller Seiten: Israel wurde 'unproportionale Gewaltanwendung' vorgeworfen und aufgefordert, die Aktion unverzüglich einzustellen. Gleichzeitig verurteilte Russland scharf die Entführung der Soldaten und die Raketenangriffe auf Israel, die Moskau als Akte des Terrors bezeichnete."

In einer PAX-CHRISTI-Kurzmeldung heisst es:

"ISRAELISCHE MILITÄRINVASION STOPPEN"

"Angesichts der eskalierenden Situation im Nahen Osten appellieren die beiden Nahost-Kommissionen des Deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes und der Deutschen Sektion von pax christi an die Vertreter des sogenannten "Nahost-Quartetts" - USA, EU, UN und Russland - die israelische Regierung zu einem sofortigen Ende des Militäreinsatzes in den besetzten Gebieten zu drängen.
Die Zerstörung von Brücken und der Elektrizitätsversorgung im Gazastreifen, die Inhaftierung demokratisch gewählter palästinensischer Abgeordneter und die Tötung von Zivilisten sind Unrecht und zudem völlig ungeeignete Mittel zur Rettung des entführten israelischen Soldaten Gilat Shalit. Die Inhaftierung und Ermordung politischer Führer der Palästinenser, die Zerstörung der Infrastruktur im Gazasteifen, die Zerstörung von Arbeitsmöglichkeiten und das Abschneiden des Zugangs zu Strom und Wasser stellen Unrechtsmaßnahmen dar und legen die Vermutung nahe, dass ein ganzes Volk für die Wahl einer aus israelischer Sicht ungewollten Regierung bestraft werden soll. Wir verurteilen die israelische Invasion als völkerrechtswidrig und als Schritt zur Eskalation des Nahost-Konfliktes."


Die NETZZEITUNG schreibt:

"Unicef und WHO forderten ebenso wie der französische Staatspräsident Jacques Chirac einen sicheren UN-Korridor für den Transport von Verletzten und Hilfsgütern im Libanon. Dies sei «zwingend notwendig, um unnötiges Sterben und Leiden abzuwehren», heißt es in einer in Genf, Beirut und New York veröffentlichten Erklärung der beiden UN-Organisationen."

Wie lang wird der Wahnsinn weitergehen? "Das falsche Denken ging dem katastrophalen Handeln voraus", nannte André Glucksmann den Untertitel zu seiner Bilanz des 20. Jahrhunderts in 'AM ENDE DES TUNNELS'. Im Moment hab ich wieder das Gefühl, wir stecken mittendrin. Viel Dunkel, wenig Licht.

Dienstag, 4. Juli 2006

mit Kommentar....

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ORANGE ALERT

- dem Elend der Macht die Freude am Sein entgegensetzen ....

Louis Brandeis

"Die Regierung ist der mächtige allgegenwärtige Lehrer. Ob im Guten oder im Schlechten: Sie formt das gesamte Volk durch ihr Beispiel. Kriminalität steckt an. Wenn die Regierung Gesetze bricht, dann provoziert sie Geringschätzung der Gesetze. Sie fordert jeden Bürger heraus, sich die Gesetze nach eigenem Bedarf zurechtzubiegen. Sie fordert zur Gesetzlosigkeit auf."

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Kommentare

Meiner Meinung nach befinden...
Meiner Meinung nach befinden wir uns bereits mitten...
fuckup - 4. November, 15:27
Hallo GELB, ich bin ORANGE.
Hallo GELB, ich bin ORANGE.
safran - 18. Juli, 23:03
ich lach mich kringelig...
ich lach mich kringelig und empfehle dem Kaiser zum...
kaiserwilhelm - 2. Mai, 20:23
danke,
ich hab die Überschrift geändert ;-)))))))
aureliane - 4. Juli, 21:29
Guten Morgen , Bei uns...
Guten Morgen , Bei uns ist die Luft heute nach dem...
Mauzi - 6. Juli, 20:14

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